Musiktheorie
Le chant trouvé en France | Exkursion nach Nordfrankreich
Vokales Improvisationsensemble der HfM Würzburg auf den Spuren frankoflämischer Komponisten
Vom 03.-08.09.2021 reisten TeilnehmerInnen und Alumni des Musiktheorie-Kurses 'Chanter sur le livre' unter Leitung von Prof. Almut Gatz auf den Spuren frankoflämischer Komponisten nach Nordfrankreich. In der Picardie und entlang der Schelde beiderseits der französisch-belgischen Grenze besuchten die Studierenden Heimat- und Wirkungsorte von Dufay, Ockeghem, Josquin u.a., referierten über ihre Biografien und ließen ihre Kompositionen im Original und mit daraus entwickelten Improvisationen lebendig werden.
Dank der frühmorgendlichen Abfahrt am Freitag kam das Ensemble 'le chant trouvé' schon mittags in Condé-sur-l‘Escaut an. In der Église Saint Wasnon wurden andächtig die ersten Töne des Konzertprogramms gesungen. Intensive Proben in der Unterkunft in Vadencourt beschlossen den ersten Exkursionstag.
Der Samstagvormittag war der weiteren Erarbeitung des Konzertprogramms gewidmet: Im Haus und im Garten, in kleinen und größeren Gruppen erschallten Ober- und Unterquintkanons, Fauxbourdons und Diskussionen über neue Improvisationsmöglichkeiten. In der Cathédrale Notre-Dame de Grâce de Cambrai, dem Hauptwirkungsort von Guillaume Dufay, erklangen nachmittags wiederum Teile des Konzertrepertoires – und führten überraschend zu einem Besuch beim Bischof von Cambrai, Vincent Dollmann, der uns einen Reisesegen mit auf den Weg gab.
Am Sonntag reiste das Ensemble schon morgens nach Tournai in Belgien, der Geburtsstadt von Pierre de la Rue, dessen Chanson Au feu d‘amour auch im Konzertprogramm erklang. Weiter ging es nach Mons (wahrscheinlich Ausbildungsort Johannes Ockeghems) in die Kirche Sainte-Waudru, in der das erste Konzert stattfinden sollte. Gespannt, wie viele belgische ZuhörerInnen den Weg in die Kirche finden würden, waren wir angesichts von etwa 60 Gästen freudig überrascht.
Das Konzert am folgenden Tag fand unter gegensätzlichen Bedingungen statt: Open-Air vor einer trutzigen Wehrkirche im Dorf Parfondeval, das zu den Plus beaux villages de France zählt. Gespannt lauschendes Publikum auf mitgebrachten Campinghockern und sommerliches Wetter sorgten für ein Konzert in ungewöhnlicher Atmosphäre. Nach dem Konzert erkundete das Ensemble gefolgt von einigen treuen ZuhörerInnen die Kirche Saint-Médard, um die dortige Akustik zu testen – und bei einer Führung mehr über ihre Geschichte und Besonderheiten zu erfahren.
Der letzte Konzerttag begann mit einem Ausflug nach Amiens, in die dortige Cathédrale Notre-Dame d‘Amiens und in das Musée de Picardie. Von einem Steinschlag überrascht verweilte ein Teil der Gruppe währenddessen in Saint-Quentin, in dessen Nähe Josquin aufgewachsen sein soll. In Noyon trafen beide Gruppen wieder zusammen, um vor einem erlesenen Publikum das letzte Konzert zu geben.
Ein Zwischenstop in Reims mit einer Führung durch die Türme der Kathedrale und Zeit, um die Chagall-Fenster im Chorraum zu betrachten, rundete die Heimreise ab.
Herzlicher Dank an Prof. Almut Gatz für die Initiative und Organisation, an Sebina Weich für den Kontakt zu den Konzertorten sowie an die Hochschule für die Studienzuschüsse.